> Harmonikaspieler verhaftet wegen Copyrightverstoss > [http://www.symlink.ch/article.pl?sid=06/11/10/0016222&mode=thread] > Musik | Veröffentlicht durch XTaran am 2006-11-10 00:13:23 > Aus der Bitte-keine-Ohrwürmer-aus-dem-Radio-nachpfeifen Abteilung > xilef schreibt: "Es gibt Dinge, die gibt's gar nicht. Wie die japanische > Zeitung Mainichi berichtet, wurde in Tokyo ein 73 Jahre alter > Harmonika-Spieler festgenommen, weil er in einer Bar wiederholt und illegal > copyright-geschützte Songs der Beatles gespielt hat. Deutlicher kann man's > nicht mehr zeigen: Musik wandelt sich definitiv vom Kulturgut zum Konsumgut. > Hoffentlich darf ich meinem Kind noch die Einschlaflieder vorsingen, ohne vom > Kinderbett in den Knast wandern zu müssen." > Zumindest in Deutschland ist dies wohl (noch) nicht möglich: So hat z.B. > J.B.O. während eines Konzertes 2004 in Mannheim eine FAQ beantwortet: "Warum > macht Ihr nicht mehr soviele Parodien und Covers wie früher?" — "Weil > wir dafür die Genehmigung des Rechteinhabers bräuchten und wir die immer > seltener bekommen. Aaaaaber: Für Live-Performance brauchen wir die nicht, hat > unser Anwalt gesagt, da können wir machen, was wir wollen. Also freut Euch > auf viele nette Stücke, die es nur auf Konzerten (und Bootlegs) geben wird." > (Zitate grob sinngemäß) ###### Satire bereits ueberholt [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=06/11/10/0016222&cid=4] (Score:3, Interessant) von dino (neil@franklin.ch.remove) am Fri. 10. November 06, 10:28 MEW (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/ > Hoffentlich darf ich meinem Kind noch die Einschlaflieder vorsingen, ohne vom > Kinderbett in den Knast wandern zu müssen Netter satirisch gemeinter Satz, aber bereits vor irgendwo so 5-10 Jahren von der Wirklichkeit schon "eingeholt" ("vorgeholt"? "vorweggenommen"?) worden. Die USA Pfadi wurde irgendwo in der Zeitspanne verklagt, wegen absingen eines traditionellen Pfadi Lieders, von den Nachfahren dessen Komponisten. Dito sind schon Kuenstler verklagt worden, weil sie "Happy Birthday" gesungen haben, von den Nachfahren der Komponistin. Und ja, in beiden Faellen lebt und profitiert der/die welcher die Komponierarbeit hatte nicht mehr von dieser Aktion (wie John Lennon), sondern raeubern nur geldgierige Erben, die nix dafuer getan haben, und somit nix davon verdient haben. Erbrecht ist fuer physikalische Objekte noetig ("wohin damit"), fuer Titel und Privilegien braucht es keins, und sollte es auch keins geben ("mein Vater hatte nen Doktor Titel, ich will das erben", "meine Mutter hatte ein Monopol, ich will das erben"). > Musik wandelt sich definitiv vom Kulturgut zum Konsumgut s/Konsumgut/Raubobjekt/. Weil Konsum ist ein Verhaeltnis des Users zur Sache (nicht selber produzieren), und nicht ein Verhaeltnis eines "Besitzers" zur Sache (monopolisieren) und dessen Usern (entrechten). Es gibt aber wenigstens einen Lichtblick in der ganzen Angelegenheit Urheber-un-recht: Noch nie in der Geschichte der Justiz ist ein Gesetz innerhalb so kurzer Zeit nach dessen oeffentlichen sichtbar werdens (fuer die meisten Personen wenige Jahre) von einem derart grossem Anteil des Volkes angezweifelt, abgelehnt, ignoriert, und routinemaessig umgangen worden. Solche Gesetze leben nicht mehr lange (in juristischen Zeitmassstaeben gemessen). In spaetestens einer Generation (25) wird das Teil tot und beerdigt sein. Da tun nur noch die Profiteure eine Leiche moeglichst lange pluendern. Schade um die Opfer der Raeubereien. Und Schande auf die Gesetzgeber und Justiz, die diesen Raub unterstuetzen, bzw erst ermoeglichen. ###### > Re: Satire bereits ueberholt > [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=06/11/10/0016222&cid=10] > (Score:0) > von Anonymer Feigling am Fri. 10. November 06, 17:53 MEW > Blödsinn. Das ist billige Propaganda. Kein Mensch wird für privates Singen > verklagt. Wenn ein "Künstler" Profit mit einem Lied macht, dass er nicht > selbst komponiert hat und das nicht bereits Allgemeingut ist, dann soll er > auch ruhig dafür Lizenzgebühren zahlen. > Wenn Dir das nicht passt, dann musst Du schon den Kapitalismus abschaffen. > Also heul nicht herum und hol Dir eine AK-47. Dann sehen wir weiter. ###### Re: Satire bereits ueberholt [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=06/11/10/0016222&cid=11] (Score:2) von dino (neil@franklin.ch.remove) am Fri. 10. November 06, 23:47 MEW (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/ > Wenn ein "Künstler" Willst du mit den "" bezweifeln, dass der Saenger, der ein Lied auffueht, Kunst macht? Schon mal was von Gesangeskunst gehoert? > Profit mit einem Lied macht, dass er nicht selbst komponiert hat und das > nicht bereits Allgemeingut ist Alle Lieder (und alle Bit Anordnungen im generellen) sind Allgemeingut. Das ist seit Anbeginn jeglicher Gesellschaft so. Zuhoeren, etwas aufnehmen (= lernen), es benutzen, und moeglicherweise weiterentwickeln. Diesen Prozess nennt man Kultur. Gilt seit Jahrtausenden als Zeichen von Zivilisation. Gegenstaende (und alle Atom Anordnungen im generellen) koennen kein Allgemeingut sein, weil sie nicht kopierbar sind, und daher pro-Exemplar Herstellkosten haben, und anderseits nur einen Ort und einen User haben koennen. Daher definiert die Gesellschaft Besitzer, zum Zugriff auf diese verwalten. Die Physik hat da einen Unterschied geschaffen. Eine anstaendige Gesellschaft erkennt und respektiert das. > dann soll er auch ruhig dafür Lizenzgebühren zahlen. Und wieso? Dem Komponisten sind, dadurch dass ein Kuenstler eine Kopie eines Liedes auffuehrt, keinerlei pro-Exemplar Herstellkosten entstanden, die zu entschaedigen waeren. Und ein bereits verstorbener Kuenstler hat erst recht keine Kosten, und auch keinen Bedarf nach Geld. :-) > Wenn Dir das nicht passt, dann musst Du schon den Kapitalismus abschaffen Wieso sollte ich ein System abschaffen wollen, das ich befuerworte? Im Gegenteil, ich trete hier ja genau dafuer ein, dem Kapitalismus widrigende Elemente abzuschaffen. Kapitalismus beinhaltet das Recht beliebiges zu produzieren (auch Lied Kopien). Es beinhaltet keine Monopole auf Produktion. Kapitalismus beinhaltet das System von Marktpreisen, die sich nach Angebot und Nachfrage richten, was fuer beliebig kopierbares auf die Kopie Gestehungskosten absinkt (in diesem Fall die Auffuehrungskosten des Kuenstlers geteilt durch die Anzahl Zuhoerer). Kapitalismus beinhaltet, dass derjenige der Arbeitet/produziert/kopiert (in diesem Fall der Kuenstler) Geld fuer seine Arbeit verlangen darf, soviel wie er mit seinen Kunden (dem Zuhoerer) abmacht. Es beinhaltet keine Ansprueche fuer andere nicht Beteiligte, die nix zur Arbeit beitrugen und dem Kunden nix gaben (die Erben). > Also heul nicht herum und hol Dir eine AK-47 Eine AK-47 steht im Widerspruch zu meiner Einstellung, dass Gewalt schlecht ist und der falsch Weg (siehe auch Sigblock fuer weitere Einsichten). Das gilt auch fuer per Gesetzesgewalt andere ausrauben. Probleme, und dazu gehoeren auch gesellschaftliche Fehlentwicklungen und Verbrechen, loest man indem man Bewusstsein dafuer schafft, Fehler aufzeigt, Leute ueberzeugt, und somit die Taeter ihre Propaganda entwaffnet. Und was du "rumheulen" nennst, nennt man in ziviliserter Gesellschft Meinungbildung. Dazu gehoert auch, dass Leute von der Lehrmeinung abweichende Meinungen entwickeln, kundtun und verbreiten. Damit andere Leute einen moeglichst breit gefaecherten Markt an Ideen praesentiert bekommen. Von denen sie das waehlen duerfen, was ihnen passt. Und das muss nicht die Lehrmeinung sein. Und auch nicht die Meinung von Raeubern. Oder die von irregelaufenen Gesetzmachern. ###### > Re: Satire bereits ueberholt > [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=06/11/10/0016222&id=12] > (Score:0) > von Anonymer Feigling am Sat. 11. November 06, 10:38 MEW > Mit den Anführungsstrichen möchte ich andeuten, dass das reine Reproduzieren > tatsächlich meiner Ansicht nach keine Kunst ist. Ich würde das als Handwerk > bezeichnen. Ich meine das nicht abfällig, aber Handwerker sind nunmal > Handwerker und keine Künstler auch wenn sie im weiteren Sinne durchaus zum > Teil Kunstwerke vollbringen. Zu Kunst gehörte meiner Meinung nach nicht nur > "können" im Sinne von etwas beherrschen, sondern auch das selbständige > Entwickeln ("designen") eines Werkes. > Deine Auffassung steht leider im krassen Gegensatz zum Urheberrecht und damit > meine ich weder Markenrecht noch Copyright. Deiner Meinung nach könnte dann > auch jeder Bücher und Artikel abschreiben - ob nun wortwörtlich oder leicht > variiert - ohne Tantiemen zahlen zu müssen. Es geht hier nicht um Zitieren, > Referenzieren oder Parodieren. > "Dem Komponisten sind, dadurch dass ein Kuenstler eine Kopie eines Liedes > auffuehrt, keinerlei pro-Exemplar Herstellkosten entstanden, die zu > entschaedigen waeren." > Das stimmt wohl, nur scheint mir diese Einstellung doch allzu sehr BWL oder > Industrielastig. Im Übrigen lassen sich Deine Ausführungen auf alle > immatierellien Güter (aber nicht Dienstleistungen) anwenden. Aus > Konsumentensicht würde ich es natürlich begrüßen, wenn Texte, Filme, Musik > etc. als Allgemeingut gelten. Du übersiehst auch, dass damit kleine Künstler > nur wenig Chance haben, denn die Unterhaltungsindustrie hat einfach die > besseren Karten bei der Vermarktung. Dass Lieder geklaut werden, soll ja > nicht gerade selten vorkommen. Immerhin haben die MTV-untauglichen Künstler > heutzutage noch gewisse Chance ihre Kompositionen wenigstens zu verkaufen. > Bei Deinem Modell könnte die Industrie diese einfach einsacken. Geld gemacht > wird mit den Kiddies. Bis die gecheckt haben, dass es nicht nur MTV gibt, > sind sie längst aus der Zielgruppe herausgewachsen und gemolken. > "Und ein bereits verstorbener Kuenstler hat erst recht keine Kosten, und auch > keinen Bedarf nach Geld." > Nein, aber vielleicht hatte er zu Lebzeiten einen Vertrag geschlossen und > dafür eine Menge Kohle kassiert, die der Vertragspartner über einen langen > Zeitraum wieder hereinholen will? Von Disney-Gesetzen halte ich nichts, aber > jemanden post-mortem zu "enteignen" kann auch nicht richtig sein. Dann kann > man das Erbrecht gleich abschaffen und den Nachlass Verstorbener zur > Sanierung des Staatshaushalts nutzen. > Mit der AK-47 wollte ich nur andeuten, dass Du mit zivilen Methoden keine > Chance gegen die tägliche Hirnwäsche hast. Ausnahmen bestätigen wie immer die > Regel. ###### Re: Satire bereits ueberholt [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=06/11/10/0016222&cid=15] (Score:2) von dino (neil@franklin.ch.remove) am Sat. 11. November 06, 19:38 MEW (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/ > Deine Auffassung steht leider im krassen Gegensatz zum Urheberrecht Tut sie. Genauso wie Sklaven befreien im Gegensatz zum Recht auf Sklaven stand. Abweichende Meinungen haben nun mal das zur Folge. Sonst waeren sie ja nicht abweichend :-). > Deiner Meinung nach könnte dann auch jeder Bücher und Artikel abschreiben Voellig richtig. Genauso wie das seit der Erfindung der Schrift auch gemacht worden ist. Die ganzen Werke Platos haben wir z.B. nur dank solcher Kopien, die Originale sind alle irgendwann zerstoert worden. > Im Übrigen lassen sich Deine Ausführungen auf alle immatierellien Güter (aber > nicht Dienstleistungen) anwenden Richtig. Aus allem was aus Bitmustern besteht. Und ich habe diese Definition absichtlich verwendet. > dass damit kleine Künstler nur wenig Chance haben, denn die > Unterhaltungsindustrie hat einfach die besseren Karten bei der Vermarktung Das Problem haben wir heute schon, mit Urheberrecht. Siehe den Muell der im Radio laeuft, und dazugehoerend DSDS und Co. Der mit Marketing gewinnt Marktanteile, egal ob die Konkurrenz das gleiche singt oder was anderes singen muss. Gilt auch fuer nicht-Gesang, diehe Apples iPod MArketing vs die anderen MP3 Player. Standard Kapitalismus, und letztlich die Biologie der Wahrnehmung dahinter. Aendert sich also nix. > Immerhin haben die MTV-untauglichen Künstler heutzutage noch gewisse Chance > ihre Kompositionen wenigstens zu verkaufen Koennen sie in Zukunft auch, auf die selbigen beiden Wege wie heute: Konzerte/Auffuehrung (sprich Dienstleistung) und Fanartikel (sowohl T-Shirts wie auch CDs, was auch immer der Fan von sich aus kaufen will). Ich geh 100 mal lieber an ein Alternativmusik Konzert als an ein hochgehyptes mainstrem Plastikmusik Konzert. Und meine 3 letzen CD Kaeufe waren an so Konzerten, als Errinnerungsstueck. > Geld gemacht wird mit den Kiddies. Bis die gecheckt haben, dass es nicht nur > MTV gibt, sind sie längst aus der Zielgruppe herausgewachsen und gemolken. Und das ist auch heute schon so (siehe deine "gemacht wird" Formulierung, nicht "wird gemacht werden"), mit Urheberrecht. Und wird ohne genauso bleiben. Also auch nix anders. > jemanden post-mortem zu "enteignen" kann auch nicht richtig sein Und wenn es gar kein Eigentum war, und er foglich nie Eigner war, dann gibt es nix zum enteignen. > Mit der AK-47 wollte ich nur andeuten, dass Du mit zivilen Methoden keine > Chance gegen die tägliche Hirnwäsche hast Aha, ein Pessimist. Einer von denen die eben keinen anderen Weg sehen und daher nur Gewalt (oder Aufgeben und Linientreu werden) kennen. Zum Glueck bin ich genug alt, zum noch den Untergang der Sovietunion erlebt zu haben (gerade nach meiner Studienzeit). Der "grosse Boese der die ganze Welt bedrohte" (Saddam und Al Kaida sind harmlose Lausbuben dagegen). Und ploetzlich war er nicht mehr da, einfach so in sich eingestuerzt, ohne Krieg, ohne Geballer. Einfach kapituliert, als die Herrschaft einsah, dass sie keine Chance haben. Kannst auch die DDR nehmen, oder die Schweiz vor 1847, die Geschichte ist voller derartiger Beispiele. Gegen genug grosse Menge Volk das sich einig ist, hat auch die Justiz keine Chance. Ist halt eben eine DDoS Attacke :-).