> Symposium "Datenspuren - Privatsphäre war gestern" > [http://www.symlink.ch/article.pl?sid=06/05/11/095207&mode=thread] > Datenschutz | Veröffentlicht durch XTaran am 2006-05-11 14:27:23 > Aus der Und-nochmal-Chaos-und-Kultur Abteilung > TobenderGummihammer schreibt: "Am 13. und 14. Mai, d.h. dieses Wochenende, > lädt der Chaos Computer Club Dresden (c3d2) zum dritten Mal zum > Datenschutz-Symposium nach Dresden ein. Unter dem Motto "Datenspuren - > Privatsphäre war gestern" diskutieren Experten und Interessierte zu einem > Thema, das mit dem Einzug von Computertechnologie und neuen Medien längst in > den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt ist. Viele Entwicklungen haben > nachhaltige Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Menschen, finden aber > unserer Meinung nach in der öffentlichen Diskussion zu wenig Beachtung. > Deshalb möchten wir mit unserem Workshop- und Vortragsprogramm nicht nur über > Neuigkeiten im Bereich Datenschutz informieren, sondern den Teilnehmern auch > eine geeignete Diskussionsplattform bieten. Dabei sollen positive Ansätze und > negative Entwicklungen gleichermaßen thematisiert werden." > TobenderGummihammer weiter: > Veranstalter: Chaos Computer Club Dresden > Termin: Sa, 13. Mai, 11-20 Uhr und So, 14. Mai, 12-18 Uhr > Ort: Kulturzentrum Scheune, Alaunstr. 36-40, 01099 Dresden > weitere Informationen: http://www.datenspuren.de/ > Überall dort, wo personenbezogene Daten erhoben oder verarbeitet werden, muss > dem Datenschutz eine große Bedeutung zukommen. Jeder Einzelne besitzt > grundsätzlich das Recht zu entscheiden, wer persönliche Daten über ihn in > Erfahrung bringen oder verarbeiten darf. Durch die zunehmende Nutzung des > Internets sind wir immer häufiger mit der Erhebung und Verarbeitung unser > persönlichen Daten konfrontiert. Allerdings verliert der Bürger in der > Kommunikationsgesellschaft mehr und mehr den Überblick und die Kontrolle > darüber, wo seine Daten gespeichert sind und wer darauf Zugriff hat. Wir > wissen zum Beispiel nicht, welche Datenmassen sich durch die regelmäßige > Nutzung von Payback-Karten angehäuft haben und welche Folgen die Verknüpfung > dieser Daten für unser zukünftiges Leben haben könnte. Wir wissen vielerorts > auch nicht, ob wir im Zuge verdachtsunabhängiger Ermittlungen bereits Objekte > zielgerichteter Überwachungsmaßnahmen durch Polizei oder andere Behörden > wurden. Wir wissen viel zu wenig über den Umgang mit unseren persönlichen > Daten und die verschärfte Gesetzgebung führt zu noch weniger Transparenz und > damit zu mehr Unwissenheit. > Sobald wir jedoch wissen oder auch nur befürchten, dass in unsere > Privatsphäre eingedrungen wird bzw. eine Überwachung stattfindet, ändern wir > unsere Gewohnheiten. Weiß ein Mensch zum Beispiel, dass er einer ständigen > Überwachung durch Videokameras unterliegt, passt er sein Verhalten so an, > dass er nicht durch Besonderheiten auffällt. Dadurch geht nicht nur jegliche > Vielfalt verloren, sondern viele Menschen ziehen sich schließlich > verunsichert aus dem öffentlichen Leben zurück. > Computergestützte Technologien vereinfachen die vollständig automatisierte, > flächendeckende Erfassung und Verarbeitung personenbezogener Daten enorm. > Leider kann die Technologie zum Schutz der Privatsphäre nicht mit dieser > rasanten Entwicklung Schritt halten. Datenschutzexperten sehen in diesem > Ungleichgewicht einen Missstand: ,,Eigentlich sollen neue Technologien das > Leben der Menschen verbessern und erleichtern" sagt fukami vom c3d2, > ,,jedoch werden in der Praxis diese Technologien von Staat und Wirtschaft > immer mehr zur Aushöhlung der Bürgerrechte missbraucht." Mit der Lockerung > der Bestimmungen zu Abhörmaßnahmen zum Beispiel, so das CCC-Mitglied, habe > die Kommunikationsüberwachung in den letzten Jahren rapide zugenommen. Dies > allein damit zu begründen, dass Menschen heutzutage wesentlich häufiger > Kommunikationsformen wie das Internet nutzen, greife zu kurz. ,,Gerade die > so genannten Präventivmaßnahmen zur Verbrechensbekämpfung, bei denen ohne > jeden konkreten Verdacht eine Vielzahl von Menschen überwacht wird, sind mit > dem Rechtsstaatsprinzip meiner Meinung nach nicht vereinbar", sagt fukami. > In den letzten Jahren seien solche Maßnahmen aber an vielen Stellen, so zum > Beispiel in den Polizeigesetzen verschiedener Bundesländer, festgeschrieben > worden. > Das Thema Datenschutz fordert also Diskussion und Engagement! Unter dem Motto > ,,Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen" setzt sich der Chaos > Computer Club seit Jahren sowohl für den Datenschutz als auch für die > Informationsfreiheit ein. Wir freuen uns, im Rahmen dieser Arbeit jetzt > bereits das dritte Datenschutz-Symposium durchführen zu können und somit > allen Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich umfassend zu informieren > und mit uns zu diskutieren. > Vorträge: [snip] > Workshops: [snip] > (Wahrscheinlich werden noch ein oder zwei Vorträge/Workshops hinzukommen)." ###### Realitaetsverlorene Paranoiker? [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=06/05/11/095207&cid=1] (Score:2) von dino (neil@franklin.ch.remove) am Fri. 12. May 06, 10:20 MEW (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/ > Viele Entwicklungen haben nachhaltige Auswirkungen auf das alltägliche Leben > der Menschen, finden aber unserer Meinung nach in der öffentlichen Diskussion > zu wenig Beachtung Koennte das daran liegen, dass ein grosser Teil der Menschen diese "nachhaltigen Auswirkungen" nicht als derartige bewertet, sondern schlicht als irrelevant fuer sich anschaut? > Allerdings verliert der Bürger in der Kommunikationsgesellschaft mehr und > mehr den Überblick und die Kontrolle darüber, wo seine Daten gespeichert sind > und wer darauf Zugriff hat Das Wort "verliert" impliziert dass der Buerger diese einst hatte. Nur ist dies nicht der Fall. Selbst bevor Computer ueberhaupt erfunden wurden, hat der Buerger staatliche Aktionen gegen ihn nur wahrgenommen, wenn diese einen aktiven Eingriff in sein Leben produzierten (z.B. Verhaftungsversuch), und nicht bemerkt wenn es nur passive Aufzeichnung/Analyse waren (ausser er ertappte zufaellig einen Spion). Das hat sich seither nicht geaendert. Weil die Physik und die Biologie sich nicht geaendert haben. > Wir wissen vielerorts auch nicht, ob wir im Zuge verdachtsunabhängiger > Ermittlungen bereits Objekte zielgerichteter Überwachungsmaßnahmen durch > Polizei oder andere Behörden wurden Das wussten wir auch nicht vor 30 Jahren oder 100 oder 300 oder 1000 oder 3000, also nix neues. > Sobald wir jedoch wissen oder auch nur befürchten, dass in unsere > Privatsphäre eingedrungen wird bzw. eine Überwachung stattfindet, ändern wir > unsere Gewohnheiten s/wir/einige/. Es gibt viele Leute die ihr eigenes Verhalten schon seit jeher als nicht verdaechtig erachten, und daher gar kein Aenderungsbeduerfnis Richtung unverdaechtig haben. Auch als "Kriminelle benehmen sich verdaechtig" Formel bekannt. > Computergestützte Technologien vereinfachen die vollständig automatisierte, > flächendeckende Erfassung und Verarbeitung personenbezogener Daten enorm. Computergestuetzte Technologien vereinfachen auch das ersaufen in Massen von Daten enorm. Ob die Polizei&Co mit ihrer Technologie dem Ersaufen davonrennt oder hinterherhinkt ist AFAIK noch niemals schluessig belegt worden. Der de-fakto Untergang des Urheberrechtes (zumindest des Anteiles Verwertungsrechte), weil jeglicher Verfolgungsversuch automatisch eine selbst-DDoS Attacke auf die Justiz produzieren wuerde, sollte einem da als Lehre ausreichen. Dass der Datenschutz, erst in den 1980ern eingefuehrt, an der selbigen Krankheit (beides sind automatische Dauer-Besitzrechte an allen Kopien von Daten) am Computer zugrunde gehen wird ist ebenso zu erwarten. > Leider kann die Technologie zum Schutz der Privatsphäre nicht mit dieser > rasanten Entwicklung Schritt halten Huh? Wer obigen Unsinn behauptet hat massive Beweisnot dies zu belegen gegen sich. Heute ist mit rechtfertigbar geringem Aufwand benutzbare Verschluesselung (von CFS ueber ssh und SSL bis pgp/gpg oder S/MIME) enorm viel weiter verbreitet als je zuvor in der ganzen Menschheitsgeschichte. > Gerade die so genannten Präventivmaßnahmen zur Verbrechensbekämpfung, bei > denen ohne jeden konkreten Verdacht eine Vielzahl von Menschen überwacht > wird, sind mit dem Rechtsstaatsprinzip meiner Meinung nach nicht vereinbar Zumindest sind sie mit dem Illusion, dass der Staat aller Ernstens die Buerger vor sich selber beschuetzen tut unvereinbar. Intelligente Lebensformen tun sich aber seit jeher nicht auf derartige Fragwuerdigkeiten verlassen. Und heutige Computer geben einem mit Verschluesselung viele Moeglichkeiten, real funktionierenden Schutz davor zu haben. Nur scheint, wenn man das Verhalten der meisten Leute ansieht, selbst das nicht benutzt zu werden. Wohl weil die Leute sich gar nicht bedroht fuehlen. Das ganze "Anonyme Masse" Phaenomen. Angst haben brauchen nur die die auffaellig sind. Und der Normalbuerger schaut sich selber nicht als auffaellig an, und damit auch nicht als gefaehrdet. Die Gefahr bei einem Unfall umzukommen ist fuer ihn wohl eh groesser als die Gefahr jemals verhaftet zu werden, und hat groessere Auswirkungen. Und folglich ist auch noch weniger Schutzbeduerfnis zu verspueren als bei Unfaellen. Ausser natuerlich bei einer Minderheit von Datenschuetzern, die man getrost als hysterisch und paranoid (im medizinischen Sinne des Wortes) bezeichnen kann. Parallen zwischen deren Reaktion, und der Reaktion der Regierungen auf die in Realitet ebenso vernachlaessigbar geringe Gefahr die von Terroristen ausgeht, sind auffaellig. Beide seiten scheinen mit massivem Realitaetsverlust zu kaempfen.