> Re: Unterstuetzung der Patentlobby > [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=04/07/26/089218&cid=11] > > (Score:2, Tiefsinnig) > von spalter am Mon. 26. July 04, 12:23 MEW > (User #1667 Info) > > Leider kann man mit "prior art" nur defensiv agieren. D.h. man kann sich nur > verteidigen, wenn jemand einem angreift. Mit Patenten wäre es möglich auch > offensiv vorzugehen. Beispielsweise indem man "cross-licensing" macht. Man > stellt einer Firma ein Patent zur Verfügung, und bekommt dafür die > Nutzungsrechte für ein anderes Patent. Ohne eigene Patente wird die Open > Source Community früher oder später immer einen Schritt hinter den anderen > sein, denn diese werden es ihr bestimmt nicht leicht machen! Die Grossfirmen > sind daran, sich grosse Patentportfolios anzulegen, um in allfälligen > Patentkriegen dagegen halten zu können. Verlierer dabei wären die kleinen > (und auch OSS), wenn sie sich nicht zu verteidigen wissen! > > Ich kann nur wiederholen: Einzig auf "prior art" zu setzen kann gefährlich > sein! Da reicht unter Umständen ein einziges verletztes Patent und ein Open > Source Projekt könnte eingestampft werden (ausser eben, man hat selbst ein > Patent, dass durch die jeweilige Firma verletzt wird). > > Es geht mir hier rein um die Theorie. Praktisch wären da sicherlich noch > einige Schwierigkeiten zu meistern (Stichwort: Finanzierung, Anwälte etc.) ###### Re: Unterstuetzung der Patentlobby [http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=04/07/26/089218&cid=19] (Score:4, Tiefsinnig) von dino (neil@franklin.ch.remove) am Mon. 26. July 04, 15:32 MEW (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/ > Leider kann man mit "prior art" nur defensiv agieren. D.h. man kann sich nur > verteidigen, wenn jemand einem angreift. Mit Patenten wäre es möglich auch > offensiv vorzugehen. Cool. Nur weil man von Verbrechern umgeben ist, heisst das noch lange nicht, dass man selber zum Verbrecher werden soll. Raeuberei (= unter Verwendung von Gewalt oder Gewaltandrohung etwas wegnehmen) ist und bleibt der falsch Ansatz seine Probleme zu loesen. Auch wenn andere es tun. Wie war das mit dem "Wir sind besser" Zeugs? > Ohne eigene Patente wird die Open Source Community früher oder später immer > einen Schritt hinter den anderen sein, denn diese werden es ihr bestimmt > nicht leicht machen! Ein Schritt hinten sein ist immer noch das geringere Uebel als vorne dabei zu sein, wenn es darum geht, die Gesellschaft zugrunde zu richten. > Die Grossfirmen sind daran, sich grosse Patentportfolios anzulegen, um in > allfälligen Patentkriegen dagegen halten zu können. Verlierer dabei wären die > kleinen (und auch OSS), wenn sie sich nicht zu verteidigen wissen! Der groesste Verlierer in Materialkriegen (und das ist was hier ansteht) ist immer noch derjenige, der sich auf einen Kampf einlaesst, obwohl er der schwaechere ist (und dann zertreten wird). Kampf (und Angriff) ist die Strategie des Staerkeren. Ausweichen und nicht getroffen werden ist die Strategie des intelligenten Schwaecheren. Frag mal jeden beliebigen Kampfsportler. Regel Nummer eins ist, die Kraft das gegnerischen Schlages wirkungslos verpuffen lassen. Also ihm kein Ziel bieten wo er zerstoerend ansetzen kann. Ablenken. Unterlaufen. Und dort geht es immerhin um Vorbereitung auf moegliche Gegner die einem verletzen oder umbringen wollen, nicht bloss einem ein Program (oder gar Feature) verbieten wollen, also um etwas *weitaus* wichtigeres. > Ich kann nur wiederholen: Einzig auf "prior art" zu setzen kann gefährlich > sein! Streit ausfechten *ist* (nicht nur "kann") noch viel gefaehrlicher. Und erst noch teurer. Und es finanziert erst noch genau die Patentbehoerden, die die vielen Patentanmeldungen als Beweis hinstellen, das Patente was gutes sind, "sonst wuerde ja niemand sie kaufen". Atomwaffen sind ja auch was gutes, sonst wuerden nicht so viele sie haben wollen :-). > Da reicht unter Umständen ein einziges verletztes Patent und ein Open Source > Projekt könnte eingestampft werden s/Projekt .. eingestampft/Feature entfernt/ Oder das Projekt (oder das Feature) geht "in den Untergrund". Schau mal wie DeCSS ueberlebt hat, trotz illegal sein. Schau mal wie Millionen Schwarzkopierer weiter machen, trotzdem dass die Musikindustrie um ihr Ueberleben kaempfend das auszumerzen versucht. Illegale Bits sind nicht auszurotten. Genausowenig wie unliebsame Meinungen. Und schon gar nicht mehr im Internet Zeitalter. > Es geht mir hier rein um die Theorie. Theorie ist doch das, was in der Praxis dann nicht funktioniert, oder? > Praktisch wären da sicherlich noch einige Schwierigkeiten zu meistern > (Stichwort: Finanzierung, Anwälte etc.) Und an denen scheitert deine Theorie massiv. In der Praxis funktioniert eins am besten: Nicht im verletzendem Masse getroffen werden. Gluecklicherweise sind die Gesetze der Physik der Bits auf unserer Seite, wenn es darum geht unsichtbar zu sein. Und das haben die Schwarzkopierer und auch die Spammer bereits praktisch bewiesen. Ach ja, wenn dich die Illegalitaet stoert, dann vergiss nicht, was einer der USA Staatsgruender (die haben ja auch illegal eine ganze Regierung abgesetzt!) gesagt hat: Wenn der Staat zum Verbrecher wird (z.B. indem er sich vor Monopolisten prostituiert) dann ist es die Pflicht (nicht nur Recht!) des Buergers, sich dagegen zu wehren (= die Gesetze missachten, und somit illegales machen). Ein Staat hat nur das Recht Achtung seiner Gesetze zu fordern, solange diese Gesetze auch gerecht sind.